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Geschichte

Beschreibung der Lage und des Ortsnamens
Die Gemeinde Oetwil am See liegt vollständig auf der vom Zürichsee abgewandten Seite des Pfannenstiels am Rand des Zürcher Oberlandes. Der Ortsname Oetwil kommt in der Schweiz dreimal vor: zweimal im Kanton Zürich und einmal im Kanton St. Gallen. Während es sich im Kanton Zürich um zwei selbstständige Gemeinden, Oetwil am See und Oetwil an der Limmat, handelt, ist Oetwil im Kanton St. Gallen ein grosser Weiler innerhalb der Gemeinde Kirchberg. Schon früh zeigte sich das Bedürfnis, die beiden Oetwil im Kanton Zürich voneinander unterscheiden zu können. Bereits 1504 tauchte im Glückshafenrodel des Freischiessens von Zürich beim Wohnort zweier Personen neben «Oettwil» der Zusatz «am Zürichse» auf. Unter anderem aus postalischen Gründen wurde etwa ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in amtlichen Verzeichnissen die vom Zürichsee abgeleitete Beifügung «am See» regelmässig verwendet.

Geschichte der Gemeinde Oetwil am See
Die dokumentierte Geschichte der Gemeinde Oetwil am See umfasst rund 2000 Jahre. Die Ortsgeschichte lässt sich in fünf Epochen gliedern: Die Frühgeschichte (bis ca. 500 n. Chr.), das Mittelalter (ca. 500–1500), die Frühe Neuzeit (ca. 1500–1800) und die Moderne mit zwei sehr unterschiedlichen Phasen: Die Zeit von 1800–1960 brachte auf allen Gebieten grosse Veränderungen, die Anzahl der Einwohner verharrte hingegen auf einem relativ tiefen Niveau. Um das Jahr 1960 setzte eine stürmische Bau- und Bevölkerungsentwicklung ein, die das ehemalige Bauerndorf erheblich veränderte.

Die Gegend rund um Oetwil am See bot schon während der Bronze- und der Eisenzeit eine gute Lebensgrundlage. Die durch archäologische Grabungen und Funde belegte Geschichte beginnt mit einem römischen Gutshof aus dem 2. bis 4. Jahrhundert in der Bäpur. Nach den Römern drängten im Frühmittelalter die Merowinger (Franken) und die Alemannen in die heutige Schweiz. Mit ihnen kamen um das Jahr 860 die Brüder Meginhere und Liuto in das Gebiet zwischen Esslingen und Oetwil am See. Sie sind die ersten namentlich bekannten Siedler auf dem Boden der heutigen Gemeinde Oetwil am See. Laut einer Urkunde des Klosters St. Gallen aus dem Jahr 854, 860 oder 865 bewirtschafteten sie hier mindestens sieben Hektaren Land. In dieser Urkunde wurde der Ort «Otiniwilare» erstmals namentlich genannt. Im 10. Jahrhundert waren die Siedlung Oetwil und auch der heute zur Gemeinde Oetwil am See gehörende Ort Willikon im Besitz des Klosters Einsiedeln.

1481 wurde erstmals das «Kilchli ze Öttwil» schriftlich erwähnt. Im Umfeld der Kirche entstand schon vor 1641 eine Schule. In den Jahren 1725/26 wurde am Standort der Kapelle die heutige Kirche und 1732 daneben das Pfarrhaus gebaut. Nach und nach entstand in Oetwil ein kleines Dorf, das aber lange Zeit nur aus wenigen Wohnhäusern bestand.

Ursprünglich waren fast alle Menschen auf dem Gebiet von Oetwil am See als Selbstversorger landwirtschaftlich tätig. Vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte die Verarbeitung von importierter Baumwolle in der Gemeinde eine grosse Bedeutung. 1811 richtete die Familie des später als «Spinnerkönig» bezeichneten Heinrich Kunz (1793–1859) im Ortsteil Gusch eine handbetriebene Baumwollspinnerei ein. Dies war der Ausgangspunkt für eine neuartige Wirtschaftstätigkeit. Innerhalb weniger Jahrzehnte stieg der zeitlebens mit Oetwil am See verbunden gebliebene Heinrich Kunz zu einem der grössten Pioniere der sich stark entwickelnden schweizerischen Baumwollindustrie auf. Seine Lebensgeschichte ist in einer Biografie nachzulesen, die im Jahr 2021 erschienen ist.

Der Strassenbau des 19. Jahrhunderts erleichterte im 20. Jahrhundert den Bau von Strassenbahnen. Die Wetzikon-Meilen-Bahn (1903–1950) und die Uster-Oetwil-Bahn (1909–1949) führten durch das Gemeindegebiet und trafen im Gemeindeteil Langholz zusammen. Nach der Stilllegung wurden sie durch die Busse der Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland AG abgelöst.

Quellen
Werner Bosshard. Oetwil am See – Zwischen Oberland und Zürichsee. Oetwil am See, 2020.
Preis CHF 30.- (ohne Zustellkosten)
Werner Bosshard. Oetwil am See im Spiegel alter Fotos. Oetwil am See, 2022.
Preis CHF 45.- (ohne Zustellkosten)

Die beiden Bücher können bei folgender Adresse bezogen werden:

Verein Ortsgeschichte Oetwil am See, Bachmattstrasse 12, 8618 Oetwil am See,
Telefon 044 929 14 83
E-Mail-Adresse: geschichteoetwilamsee@gmail.com